Für Jack ist Raum die ganze Welt. Dort essen, spielen und schlafen er
und seine Ma. Jack liebt es fernzusehen, denn da sieht er seine
»Freunde«, die Cartoonfiguren. Aber er weiß, dass die Dinge hinter der
Mattscheibe nicht echt sind – echt sind nur Ma, er und die Dinge in
Raum. Bis der Tag kommt, an dem Ma ihm erklärt, dass es noch eine Welt
da draußen gibt und dass sie versuchen müssen, aus Raum zu fliehen … (Quelle)
Emma Donoghue | Contemporary, Thriller | Piper | ISBN 978-3-492-30129-9 | 416 Seiten, Kartonierts | ♥♥♥♥ Herzchen | Weitere Informationen
Heute bin ich fünf. Als ich gestern Abend in Schrank eingeschlafen bin,
war ich noch vier. Aber dann wache ich im Dunkel in Bett auf und bin
plötzlich fünf, Abrakadabra. Davor war ich drei, dann zwei, dann eins
und dann null. Leseprobe
Meine Meinung: Kinder in Büchern und Filmen sind immer schwierig. Das liegt daran, dass ihre Gedankenwelt anders ist, als die von Erwachsenen und dass man als Leser oder Zuschauer, schnell genervt von ihnen sein kann. Da Raum von der Ich-Perspektive eines fünfjährigen Jungen geschrieben ist, der zudem noch nie in seinem Leben in der wirklichen Welt war und der keine andere Bezugspersonen kennt als seine Mutter, ist diese Erzählperspektive noch schwieriger.
Hinzu kommt das schwierige Thema, welches sehr dramatisch ist. Beide Hauptcharaktere stecken in einer Horrorsituation. Sie sind seit sieben Jahren eingesperrt, die Mutter wird regelmäßig misshandelt, keine richtige Hygiene, und sehr viel mehr. Das Schockierende ist, dass es tatsächlich ähnliche Fälle in der Realität gibt. Wir kennen alle die Geschichten von Menschen, die sich in einer derartigen schrecklichen Situation befunden haben. Ich denke, es ist sehr schwierig als außenstehender Mensch, der (zum Glück) keine vergleichbaren Erfahrungen gemacht hat, sich in eine derartige Welt hineinzudenken und hineinzufühlen.
Durch diese besondere Art des Erzählens aus der Sicht eines Kindes schafft die Autorin, dass der Leser einen Eindruck von jenen beschriebenen Schwierigkeiten gewinnt. Es wäre anmaßend zu sagen, dass sie die Gefühlswelt von solchen Personen sehr gut darstellt, da die tatsächliche Situation nicht simmuliert werden kann.
Manche Passagen aus der Sicht von Jack sind wirklich sehr anstrengen zu lesen, sie frustrieren und berühren den Leser zugleich. Anstrengend ist es falsche Gramatikformen zu lesen, die sich manchmal anhäufen. Verständlich ist es natürlich auch, da ein fünfjähriges Kind sicherlich nicht perfekt sprechen oder sich ausdrücken kann.
Zudem ist Jack ein sehr aufgewecktes und eigensinniges Kind. Sein Charakter ist ein Segen und gleichzeitig manchmal auch ein Fluch. Er ist süß, charmant, erweckit Mitleid im Leser und dennoch will man ihn ab und zu anbrüllen, dass er sich nicht so anstellen soll. Das wäre natürlich Quatsch, weil das Kind es ja nicht besser weiß, wie gesagt, sehr schwierig.
Sehr gut hat mir die Mutter-Sohn-Beziehung gefallen, die sehr eng bis zu eng ist. Dennoch ist dies unter den gegebenen Umständen nur verständlich. Die Kraft der Mutter, das alles auf ihre Art und Weise zu bewältigen, der Mut, den sie hat, um sich und ihrem Kind ein so normales Leben wie möglich zu bewältigen ist erstaunlich und berührend.
Bewertung: Der Schreibstil ist angenehm, jedoch ist die gewählte Perspektive für mich nicht ideal gewesen. Obwohl das Buch sehr emotional geladen und spannend geschrieben ist, gibt es einige kleinere Unstimmigkeiten in der Handlung. Aufgrund dessen gebe ich dem Buch ♥♥♥♥ Herzchen. Den Kinofilm, der auf der Buchvorlage beruht, muss ich mir unbedingt noch ansehen!
Mein Dank gilt dem Piper Verlag für die Bereitstellung des des Rezensionsexemplares!
Autorin: Emma Donoghue wurde 1969 als jüngstes von acht Kindern in Dublin
geboren. Sie studierte in Dublin und Cambridge. Nach einem Aufenthalt in
London zog sie 1998 nach Ontario in Kanada, wo sie mit ihrer
Lebensgefährtin und ihren beiden Kindern lebt. Emma Donoghue ist Autorin
zahlreicher Romane und Erzählungen. Die Übersetzungsrechte wurden in 29
Länder verkauft. (Quelle)
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