Es beginnt mit einem Brief. Laurel soll für ihren Englischunterricht an
eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Sie wählt Kurt Cobain, den
Lieblingssänger ihrer Schwester May, die ebenfalls viel zu früh starb.
Aus dem ersten Brief wird eine lange Unterhaltung mit toten
Berühmtheiten wie Janis Joplin, Amy Winehouse und Heath Ledger. Denn die
Toten verstehen Laurel besser als die Lebenden. Laurel erzählt ihnen
von der neuen Schule, ihren neuen Freunden und Sky, ihrer großen Liebe.
Doch erst, als sie die Wahrheit über sich und ihre Schwester May
offenbart, findet sie den Weg zurück ins Leben und kann einen letzten
Brief an May schreiben …
Love Letters to the Dead | Ava Dellaira | YA, Contemporary| CBT | ISBN: 978-3-570-16314-6 | Hardcover, 416 Seiten | Einzelband
Erster Satz: Lieber Kurt Cobain, wir haben gerade Englisch und sollen einen Brief an eine berühmte Persönlichkeit schreiben, die schon verstorben ist.
Meine Meinung: Die Idee es Brief-/Tagebuchromans, in welchem die Protagonistin durch Briefe an verstorbene Berühmtheiten, den Tod einer geliebten Person verarbeitet, finde ich klasse. Das Buch erinnerte mich schon vor dem Lesen an "The Perks of beeing a Wallflower" (dt. Vielleicht lieber Morgen) und spätestens bei der Danksagung der Autorin, wird es klar, dass sie sich von Chbosky mentoren lassen hat. Daher wundert es auch nicht, dass neben der offensichtlichen Ähnlichkeit eines Brief-Trauma-Erwachsenwerden-Romans auch andere Dinge ziemlich gleich sind.
Zum einen ist da die Protagonistin, die unsicher ist, keine Freunde hat und in einer schweren Situation steckt, nicht alleine rauskommt, aber von niemandem verstanden wird. Sie ist merkwürdig und hat Eigenarten, die ich nicht immer nachvollziehen konnte (was ich bei Charlie, dem Protagonist aus Chboskys Roman konnte, da seine Handlungen begründet wurden). Die Protagonistin ist sehr naiv und ihre "Stimme", die den Leser durch das Buch begleitet ist ziemlich oberflächlich. Sie hat all diese Emotionen, allerdings suhlt sie sich förmlich in ihnen und entwickelt sich nur sehr, sehr langsam.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und einfach gehalten, wodurch die Stimme der Prota extrem naiv, wenn nicht sogar unreif wirkt. Manchmal hatte ich das Gefühl das Tagebuch einer 12-Jährigen zu lesen. Sprich: ziemlich viel Bla-bla. Einige ihrer Wünsche und Gedanken sind niedlich und andere ziemlich kindisch (was okay ist, aber nachdem man so etwas zehnmal gelesen hat, verliert man auch die Lust daran), dann wird sie plötzlich total philosophisch und altklug.
Diese Art des Schreibens hat mich verwirrt und hat mich dem Charakter leider überhaupt nicht näher gebracht.
Die Briefe. Auf die war ich sehr gespannt, da viele der Stars auch einige meiner Lieblinge sind. Ich habe mir nicht erhofft, mehr von den Personen zu erfahren oder so etwas. Allerdings habe ich gehofft, dass die Prota irgendwelche Verbindungen zu den Personen haben würde, die nicht so oberflächlich waren. Ihre Schwester mochte Kurt Cobain, deshalb schreibt sie ihm. Ende. Dann schreibt sie irgendjemanden, den sie "nur" cool findet. Ende.
Da hatte die Folge, dass die Briefidee mich sehr schnell genervt hat. Hier und da waren sie zwar interessant, aber wieso fängt sie plötzlich an, über ihr Loveinteresst zu schwärmen, wenn sie doch eigentlich in tiefster Trauer steckt?
Bewertung: Dem Buch fehlen die wahren Emotionen, um es zusammenzufassen. Es heißt immer, dass die Prota traurig ist und leidet, was sie auch ab und zu in schön gekleidete Phrasen hüllt, aber leider haben diese mich nie erreicht. Das mag daran liegen, dass das Buch sehr viel erzählt und wenig zeigt. Show, don't tell, lautet die alte Schriftstellerweisheit. Manche Leser mögen diese Art des Geschichtenerzählens, sie funktioniert bei mir leider nicht, daher ♥♥♥ Herzchen.
Autorin: Ava Dellaira ist Absolventin des Iowa Writers’ Workshop, an dem sie als Truman Capote Stipendiatin teilnahm. Sie wuchs in Albuquerque, New Mexiko auf. Ihren Bachelor machte sie an der Universität von Chicago. Sie glaubt, dass Love Letters to the Dead seinen Anfang nahm, als sie das zweite Mal in ihrem Leben ein Album kaufte –, Nirvanas In Utero – es sich in Schleife anhörte und dabei ihr Tagebuch vollschrieb. Heute lebt Ava Dellaira in Santa Monica, ist in der Filmbranche tätig und arbeitet an ihrem zweiten Roman. (Quelle)
Vielen Dank an den cbt-Verlag, für die großzügige Bereitstellung des tollen Rezensionsexemplares!