Wie eine Halluzination taucht die Kindheitsgeliebte des Barbesitzers
Hajima nach Jahrzehnten wieder auf, unfassbar und geheimnisumwoben.
Immer an regnerischen Abenden erscheint Shimamoto wie eine
verführerische Andeutung aus einer fremden Welt und hebt das Leben des
tüchtigen Geschäftmannes und Familienvaters aus den Angeln. ›Südlich der
Grenze, westlich der Sonne‹ erzählt mit großer Magie vom Einbruch
dämonischer Kräfte in ein Leben – und scheut dabei keine Tabus. Als
Gefährliche Geliebte in der Übersetzung aus dem Englischen erschien,
führte der Streit über die Sprache des Romans und seine Darstellung von
Sexualität zur Auflösung des »Literarischen Quartetts«. Nun wurde er zum
ersten Mal direkt aus dem japanischen Original ins Deutsche übersetzt:
Ursula Gräfe, die längst zur deutschen Stimme Murakamis geworden ist,
legt dabei verborgene Schichten frei und enthüllt einen Roman, den wir
alle zu kennen glaubten, auf aufregende Weise neu. Der ideale Zeitpunkt
für neue Leser, diesen modernen Klassiker zu entdecken und für alle, die
seinem Zauber schon zuvor verfallen waren, sich neu zu verlieben.
Südlich der Grenze, westlich der Sonne | Haruki Murakami | Contemporary | btb
| ISBN: 978-3-442-74944-7 | Taschenbuch, 224 Seiten
Meine Meinung: Können wir bitte ganz kurz den Titel auf der Zunge zergehen lassen? Total poetisch und melanchonisch, finde ich. Das ist mein erstes Buch vom "Meister" Haruki Murakami, der, der Lieblingsautor von so vielen meiner Freunde ist. Ich habe mich von ihrem Geschwärme anstecken lassen und es nicht bereut.
Wie genau, ich diese Leseerfahrung in Worte packen soll, weiß ich nicht genau. Dieses Buch ist so viel, es zeigt so viel auf so wenigen Seiten, mit so wenigen Worten, meisterhaft ist das perfekte Wort, um die Schreibkunst Murakamis zu beschreiben.
Normalerweise habe ich ein Problem damit, wenn Autoren (männlich, nur um es zu unterstreichen) Bilder von mysteriösen, schönen Frauen formen und dieses Frauenbild idealisieren, ohne dem Bild eine gewisse Realität einzugestehen. Dass Murakami in diesem Buch "Männerfantasien" beschreibt, wird kritisiert, allerdings sollte der Leser eine Schicht tiefer schauen, um zu sehen, dass eigentlich die Frau den Mann lenkt.
Dem Roman haftet eine Einsamkeit an, die den Leser stellenweise erdrücken kann. Die Isolation und Hoffnungslosigkeit, in der sich der Protagonist befindet und seine Art damit umzugehen, ist anders, vielleicht befremdlich.
Als Leser darf man nicht vergessen, aus welchem Kulturkreis dieser Roman, der Autor, stammt. Westliche Stilmittel, Bücher, was auch immer, sind anders, das bedeutet nicht, dass sie besser sind, sondern einfach nur, dass sie anders sind. Für mich ist es wichtig, auch andere Autoren zu lesen, um so durch die Literatur eine Facette ihrer Kultur zu erfahren (nicht die Kultur wohlgemerkt). Was ich damit genau meine, werde ich an dieser Stelle nicht sagen, da es ein kleiner Spoiler wäre. Als interessierte, potentielle Leser, solltet ihr nur diese winzige Info im Hinterkopf behalten und nicht mit westlichen Maßstäben an das Buch herangehen.
Bewertung: Der Ich-Erzähler zieht den Leser in eine surreale Welt, flimmernde Bilder, rohe Emotionen und Sätze, die durch ihre Einfachheit und Tiefe an Heikus erinnern. Einfach wundervoll. Das Buch ist irgendwo lokalisiert zwischen Traum und Wirklichkeit, genau dorthin gehört es auch. ♥♥♥♥♥ Herzchen, mehr gibt es nicht zu sagen.
Autor: Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, studierte Theaterwissenschaften und Drehbuchschreiben in Tokio. 1974 gründete er den Jazzclub „Peter Cat“, den er bis 1982 leitete. In den 80er Jahren war Murakami dauerhaft in Europa ansässig (u. a. in Frankreich, Italien und Griechenland), 1991 ging er in die USA, ehe er 1995 nach Japan zurückkehrte. Murakami ist der international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman "Gefährliche Geliebte" entzweite das Literarische Quartett, mit "Mister Aufziehvogel" schrieb er das Kultbuch seiner Generation. Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt. (Quelle)
0 Liebe Worte:
Kommentar veröffentlichen
Schick mir eine virtuelle Brieftaube und ich komme auf einen Gegenbesuch vorbei ♥
Mit dem Absenden des Kommentars akzeptierst Du die Datenschutzerklärung. Mehr Infos findest Du auch in der Datenschutzerklärung von Google.