Samstag, 13. September 2014

[Buchrezension] Jenseits des Himmels von Jennie Rooney

 

Klappentext:
Als Ursula Bridgewater, Tochter aus gutem Hause, im überreifen Alter von 25 Jahren von ihrem Verlobten sitzen gelassen wird, muss sie sich etwas einfallen lassen, denn die konventionelle Rolle einer Frau im viktorianischen England wird ihr nun nicht mehr zuteil. Sie entdeckt das Reisen für sich, besteigt als eine der ersten Frauen den Montblanc, fährt nach Ägypten und ins Heilige Land und etabliert sich als Reiseschriftstellerin. Als die neu gegründete Reiseagentur Thomas Cook eine Fahrt nach Amerika anbietet, ist sie sofort Feuer und Flamme.
Zusammen mit ihrer jungen Gesellschafterin Sally Walker besteigt sie ein Schiff in die neue Welt. Sally, Waisenkind und in einem Kloster erzogen, ist bei Weitem nicht so abenteuerlustig wie ihre Dienstherrin, doch verliebt sie sich in Niagara ausgerechnet in Toby O’Hara, der Ballonfahrten anbietet und an einer Flugmaschine bastelt. Sally steht Tobys Ideen anfangs skeptisch gegenüber, doch nach und nach entdeckt auch sie, gemeinsam mit Ursula, den Traum vom Fliegen ...
Ein eleganter, leichtfüßiger Roman über die Liebe und andere Höhenflüge, über die Pionierzeit der Fliegerei und über den Mut, die eigenen Ängste zu überwinden, um große Visionen Wirklichkeit werden zu lassen.
 


Erster Satz:
Ihr ganzes Leben lang hatte sich in Ursula Bridgewater etwas aufgebaut.


Eye-Candy:
The Opposite of FallingEin wunderschönes Cover, das sehr gut zur Handlung passt. Die Frau, von der man zum Glück nicht das Gesicht sieht, der scheinbar beschwingte Gang, der in der alten viktorianischen Gesellschaft nicht als die Norm angesehen wurde und der Heißluftballon und das Kompassartige etwas, die nur angedeutet werden. Hier hat man bei der Coverwahl sehr genau nachgedacht.
Was mir am englischen Cover gefällt, sind die beiden Frauen, die ihre Schirme über sich halten. Die Bedeutung der Schirme wird im Laufe der Geschichte klar.


Inhalt:
Das Jahr 1862, anders gesagt der Höhepunkt der industriellen Revolution in Großbritannien. Neue Erfindungen vereinfachten den Menschen das Leben, die Wissenschaft herrschte über die Natur, wie man so schön zu sagen pflegte. Dennoch schwappten diese Revolutionen nicht schnell in die Gesellschaft über. So hatte man immer noch ein vorgegebenes Bild der Frau. In dieses Bild passt Ursula Bridgewater nicht. Reisebegeistert und mit einem unglaublichen Wissensdurst stürzt sie sich in Abenteuer. Ihre treue Begleiterin Sally, eine Waise, zieht sie dabei mehr oder weniger hinter sich her …

Meine Meinung:
Die Handlung des Buches wird in zwei Abschnitte eingeteilt, die sich über einen Zeitraum von zehn Jahren hinziehen. Das Geschehen fängt 1862 an, als eine der Protagonistinnen, Ursula, 25 Jahre alt ist und noch ziemlich frisch von ihrem Verlobten mehr oder weniger verlassen wurde. 

So wie jede andere Frau auch, die etwas von sich hält, versucht sie ihm zu zeigen, dass sie ihm nicht hinterher trauert. Ungewöhnlich für ihre Zeit, stürzt sie sich mit einer Reisegesellschaft von Thomas Cook (genau, DEM Thomas Cook) auf verschiedene Reisen. Entdeckt fremde Kontinente und versucht ihrem Leben einen Sinn zu geben. Auf der Suche nach etwas, was sie nicht benennen kann, führt das Schicksal sie 1872 zu der jungen Sally, die eine Waise ist. Anders als Ursula ist Sally nicht sehr gewitzt, sondern eher ruhig und in sich gekehrt. Ängstlich und dankbar wird sie zur Reisebegleiterin Ursulas.

Neben Ursula und Sally, die die tragenden Rollen in diesem Roman haben, gibt es noch eine Menge an anderen Charakteren, deren Handlungsstränge anfangs nichts mit denen von Ursula und Sally gemein haben. Erst im Nachhinein wird klar, dass der rote Faden sich durch all diese Leben zieht und sie zusammenbündelt. 

Da die Autorin sehr gewitzt und leicht schreibt, macht es einem als Leser nichts aus, sich durch die Handlung tragen zu lassen. Eine nennenswerte Spannung gibt es hier nicht, jedoch folgt man gerne Ursula und Sally, da beide angenehme Charaktere sind. Besonders Ursula ist eine sehr schrille Figur, deren Gedanken mich oft zum Lachen gebracht haben. Die große Charakterentwicklung legt Sally hin, zwar nicht so, wie ich es gedacht hätte, aber dennoch überzeugend. Auch die anderen Charaktere sind immer wieder durch Sprüche gut zum Schmunzeln, die Interaktion zwischen den Charakteren liest sich wunderbar lebensecht und keineswegs gekünstelt.

Die Schreibweise der Autorin ist sehr malerisch, ohne dabei zu ausführlich zu werden. Manche ihrer Sätze klingen schon fast wie kleine Gedichte, die dem Leser auf der Zunge zergehen. Obwohl sie das Leben vom neunzehnten Jahrhundert schildert und man ihr glaubt und das Bild des Zeitalters im Kopf des Lesers entsteht, schafft sie es nicht trocken zu schreiben. Ab und zu verwendet sie einige indirekte Reden, auf die sie auch hätte verzichten können, doch das ist nur eine Nebensächlichkeit.

Gegen Ende hin, als alles zusammenläuft und die Handlung aufgelöst wird, greift sie zu einer Methode, die einige Autoren sehr gerne machen und die mich sehr, sehr aufregt. Hier wird zurückgerudert und ein Teil einer Charakterentwicklung zerstört, die mir besonders gut gefallen hat. Schade, denn darauf hätte man getrost verzichten können.

In der Kürze liegt die Würze: 
Ein historischer Roman, der sich nicht wie ein historischer Roman liest; sehr flüssige Schreibweise; interessante und gewitzte Charaktere; Achtung: keine pure Spannung; nicht vollkommen überzeugende Auflösung

Bewertung: 
Einen Antagonisten hat es in dieser Geschichte nicht, den Charakteren werden auch keine Steine in den Weg gestellt, wie man es als Leser eigentlich gewöhnt ist. Stattdessen hat man das Gefühl, einfach irgendwelche Leute eine Zeit lang zu begleiten. Es gibt Bücher, die der Seele guttun und das ist solch ein Buch, daher ♥♥♥♥ Herzchen. 

Autorin:
Jennie Rooney, geboren 1980 in Liverpool, studierte Geschichte an der Universität in Cambridge und lehrte Englisch in Frankreich. Jetzt lebt sie in London und arbeitet dort als Anwältin.(Quelle)

Jennie Rooney
© Eamonn McCabe



Vielen Dank an den http://www.randomhouse.de/heyne/Verlag, für die Bereitstellung des tollen Rezensionsexemplares!



Titel: Jenseits des Himmels
Originaltitel: The Opposite of Falling
Autorin: Jennie Rooney
Genre: Historischer Roman
Verlag: Heyne
ISBN: 9783453417748
Taschenbuch: 280 Seiten

Für weitere Infos hierher klicken

10 Liebe Worte:

  1. Hört sich nach sehr viel Frauenpower an! :D
    Solche Bücher, die sich durch das Leben einer bestimmten Person ziehen mag ich sehr gerne. Bei Jane Eyre gefiel mir das auch sehr.

    Liebe Grüße,
    Bramble

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    1. Oh ja :) Sehr viel Frauenpower, wobei Ursula mehr Power als Sally zeigt ;)
      Stimmt, mit Jane Eyre könnte man diesen Aspekt vergleichen :)

      Liebe Grüße

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  2. ^^
    Dieses Genre ist leider so gar nicht meins, auch wenn es ein offensichtliches "Seelenbuch" ist. :D Aber interessant, dass du dich offensichtlich in allen Gerne bewegst. *Oder gibts ein Genre, dass du nicht ausstehen kannst?*
    Ich glaube aber, dieses Buch wäre absolut was für Tilly. *Ihr gleich mal den Link zu deiner Rezi zuschick*
    ~ Jack

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    1. Yep, ich schwimme im Ozean der verschiedenen Genres ;)
      Eigentlich mag ich alles, so lange es nur gut ist ^-^ Wobei Krimis mir manchmal nicht besonders zusagen ;)

      Liebste Grüße

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  3. Hallo Liebes =)
    Also hier bin ich raus ^^ Historisch ist ja mal so gar nicht meins =)
    Ich freue mich aber sehr das es dir so gut gefallen hat =)
    Eine tolle Rezi wie immer :-*
    LG Sunny <3

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    1. Hallo meine Liebe :)
      Historisch -> Sunny läuft davon, ohne sich noch einmal umzudrehen ;)
      Danke sehr ♥

      Liebste Grüße ♥♥♥

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  4. Hu, da ist die Tilly doch gleich mal vorbei gerauscht! :-D

    jack hat recht, das klingt wie nach einem Buch, dass für mich gemacht ist. Erinnert mich von der Aufmachen (keine Spannung; das Gefühl, dass man ein paar Menschen eine Zeit lang begleitet...) ein bisschen an "Die Australierin" von Ulrike Renk. Man fließt mit der Geschichte mit, so klingt das Buch hier auch. :-)
    Aber, kleine Frage, was meinst du mit dem Ende? Was wird zurück gerudert? *auf dem Schlauch steh*

    LG
    Tilly

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    Antworten
    1. Hallöchen, meine Liebe :)

      "Die Australierin" wollte ich auch noch lesen. Manchmal braucht man solche Geschichten, die einen wegtragen :)
      Das Ende ist … nicht ganz nach meinem Geschmack, da findet nochmal so eine kleine Wende statt, und eigentlich war ich zuvor schon glücklich. Man hätte es nicht machen müssen, hat es aber dennoch gemacht :-/ Eine Charakterentwicklung hat sich noch einmal am Ende ganz plötzlich verändert. Es ist zwar etwas nebensächlich, aber na ja.

      Liebe Grüße!

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  5. Hallihallo! :)

    Deine Rezi finde ich total toll! <3
    Das Buch klingt wirklich sehr schön und interessant! :)

    Ganz liebe Grüße,
    Hannah
    http://wonderworld-of-books-from-hannah.blogspot.de/
    <3

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